Three Peaks Bike Race: Die ultimative Herausforderung für Ultracycling-Pioniere

Teil der Strecke vom three peaks bike race

Es ist 4 Uhr morgens in Pocking, Bayern. Vor dir liegen 528 Kilometer und drei der berüchtigtsten Alpenpässe Europas: Glockner, Timmelsjoch und Passo Stelvio. Das Three Peaks Bike Race ist mehr als nur ein Radrennen – es ist eine Reise an die Grenzen des Menschenmöglichen, die selbst erfahrene Ultracycler an ihre absolute Belastungsgrenze führt. Nur etwa 60% der Starter erreichen das Ziel, die Schnellsten benötigen über 15 Stunden – ein Zeugnis für die extreme Schwierigkeit dieser Herausforderung.

Was diese Veranstaltung von anderen Langstreckenrennen unterscheidet, ist nicht nur die brutale Höhendifferenz von über 4.400 Metern. Es ist die mentale Komponente, die viele Teilnehmer unterschätzen. Während beim Race Across America die Monotonie der endlosen Highways zum Problem wird, konfrontiert dich das Three Peaks mit ständig wechselnden Herausforderungen – steile Rampen mit Gefällen bis zu 18% am Stelvio, technische Abfahrten bei Geschwindigkeiten über 80 km/h und Wetterumschwünge, die binnen Minuten von sommerlicher Hitze bei 35°C in den Tälern zu alpinen Bedingungen mit Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt auf über 2.700 Metern wechseln können. Dazu kommen die extremen Höhenunterschiede: Während du in Pocking auf 360 Metern startest, erreichst du am Timmelsjoch 2.474 Meter – eine Herausforderung für Sauerstoffaufnahme und Kreislauf, die es beim flachen RAAM so nicht gibt.

Die Registrierung für das Three Peaks öffnet typischerweise im Januar und ist binnen weniger Stunden ausgebucht. Mit einem begrenzten Starterfeld von nur 200-250 Teilnehmern gehört es zu den exklusivsten Ultracycling-Events weltweit. Die begehrten Startplätze werden nach dem Prinzip „first come, first served“ vergeben, wobei returning finisher oft bevorzugt werden.

Warum das Three Peaks Race die härteste Prüfung im Ultracycling darstellt

Die meisten Radsportenthusiasten denken bei Ultracycling an reine Ausdauer – stundenlanges Treten bei gleichmäßiger Belastung. Das Three Peaks Bike Race fordert jedoch eine völlig andere Herangehensweise. Hier entscheidet nicht nur die aerobe Kapazität, sondern die Fähigkeit, explosive Kraft für steile Anstiege mit der Ausdauer für 15+ Stunden Fahrzeit zu kombinieren.

Der Glockner-Anstieg allein verlangt fast 1.500 Höhenmeter am Stück mit durchschnittlich 8,2% Steigung, gefolgt von einer technischen Abfahrt, die bei Erschöpfung zur Falle werden kann. Das Timmelsjoch fordert weitere 1.200 Höhenmeter bei ähnlichen Steigungen, bevor der Passo Stelvio mit seinen berüchtigten 48 Serpentinen und Steigungen bis zu 18% das finale Urteil spricht. Viele Teilnehmer berichten, dass sie am Timmelsjoch – dem zweiten der drei Giganten – bereits mental aufgegeben hatten, nur um dann festzustellen, dass der Passo Stelvio mit seinen 1.530 Höhenmetern noch einmal eine ganz andere Dimension darstellt.

Was das Rennen besonders tückisch macht: Du kannst dich nicht wie bei flachen Ultradistanzen in einen gleichmäßigen Rhythmus eingrooven. Jeder Anstieg erfordert eine neue Taktik, eine andere Trittfrequenz, ein angepasstes Tempo. Die Strecke zwingt dich dazu, ständig zwischen verschiedenen physiologischen Systemen zu wechseln – von der aeroben Grundlagenausdauer in den Tälern bis zur anaeroben Schwelle an den steilsten Rampen.

Die offiziellen Cut-off-Zeiten erhöhen den Druck zusätzlich: Am Glockner-Gipfel hast du maximal 6 Stunden Zeit, am Timmelsjoch 11 Stunden, und das Finale am Stelvio muss binnen 18 Stunden bewältigt werden. Diese straffen Zeitlimits bedeuten, dass du keine Zeit für längere Erholungspausen hast – jede Minute zählt.

Die mentale Strategie: Wie du die psychologischen Fallen umgehst

Das Perfide am Three Peaks Race ist sein psychologisches Spiel. Anders als bei monotonen Langstrecken, wo du in einen meditativen Zustand verfallen kannst, bombardiert dich diese Strecke ständig mit neuen Herausforderungen. Jeder Pass hat seine eigene Persönlichkeit, seine eigenen Tücken.

Der Glockner täuscht anfangs mit moderaten Steigungen, bevor er dich in den letzten acht Kilometern regelrecht zermalmt. Viele Fahrer verschießen hier ihr Pulver, weil sie die vermeintlich „einfache“ erste Passage unterschätzen. Veteranen wissen: Halte am Glockner immer 10% Kraftreserve zurück – du wirst sie am Stelvio bitter nötig haben.

Am Timmelsjoch spielt dir die Psyche den nächsten Streich. Nach der langen Abfahrt vom Glockner und der anschließenden Flachetappe denkt dein Körper, das Schlimmste sei überstanden. Dann beginnt der Anstieg nach Österreich, und mit jedem Höhenmeter wird die Luft dünner, die Beine schwerer. Die Wetterkapriolen können hier besonders brutal sein – von strahlendem Sonnenschein zu Hagel und Schneeschauern binnen einer Stunde, Temperaturschwankungen von 25°C zwischen Tal und Gipfel.

Hier haben sich mentale Anker bewährt: Teile jeden Pass in kleine Segmente auf. Nicht „noch 15 Kilometer bis zum Gipfel“, sondern „bis zur nächsten Kehre“. Diese Mikro-Ziele helfen dir, auch in den dunkelsten Momenten weiterzutreten, wenn jede Faser deines Körpers aufgeben will.

Die richtige Ausrüstung entscheidet über Erfolg oder Aufgabe

Diese extremen Anforderungen stellen besondere Ansprüche an deine Ausrüstungswahl. Hier offenbart sich ein faszinierender Widerspruch: Während bei den meisten Bikepacking-Abenteuern das Gepäck im Vordergrund steht, geht es beim Three Peaks um das genaue Gegenteil – das Weglassen alles Überflüssigen. Jedes Gramm zählt, wenn du 1.500 Höhenmeter am Glockner hochkämpfst, und dennoch brauchst du genau das richtige Equipment für alle Wetterlagen. Das gesamte Gepäck sollte 2-3 Kilogramm nicht überschreiten – alles darüber wird dich in den Anstiegen brutal bestrafen.

Clevere Teilnehmer setzen auf minimalistische Saddlebags wie die von Apidura, die aerodynamisch optimiert sind und trotzdem Platz für Regenschutz und Notfallausrüstung bieten. Ein gut durchdachtes Frame Bag kann den Unterschied ausmachen, wenn du bei der Abfahrt vom Stelvio schnellen Zugriff auf Handschuhe oder eine Windjacke brauchst, ohne anhalten zu müssen. Bei Bike-Packing.de findest du genau diese Art von ultraleichten, zuverlässigen Ausrüstung, die auch bei extremer Belastung funktioniert – von aerodynamischen Frame Bags bis hin zu minimalistischen Saddlebags, die das perfekte Verhältnis zwischen Gewicht und Funktionalität bieten.

Die Verpflegungsstrategie unterscheidet sich grundlegend von anderen Ultracycling-Events. Während du bei flachen Strecken kontinuierlich kleine Mengen zu dir nimmst, musst du beim Three Peaks Race mit den extremen Höhenunterschieden kalkulieren. Viele unterschätzen, wie sich die dünne Luft auf über 2.500 Metern auf den Appetit auswirkt. Plane mit etwa 300-400 Kalorien pro Stunde, wobei die Aufnahme in der Höhe oft schwieriger wird.

Die Ernährungsstrategie für jeden Pass erfordert präzise Planung: Am Glockner (Stunden 1-4) kannst du noch normale feste Nahrung wie Energy-Riegel vertragen. Am Timmelsjoch (Stunden 6-9) solltest du auf leicht verdauliche Gels und Flüssignahrung umstellen. Für den finalen Stelvio (Stunden 12-15) haben sich kleine Happen bewährt – oft ist nur noch isotonische Flüssigkeit mit 60-80g Kohlenhydraten pro Stunde möglich.

Ein Tipp von erfahrenen Three-Peaks-Veteranen: Pack deine wichtigste Nahrung in ein Top Tube Bag, wo du auch während der steilen Anstiege problemlos zugreifen kannst. Nichts ist frustrierender, als am Timmelsjoch anzukommen und zu merken, dass deine Energiereserven in einem Gepäckstück stecken, an das du nur im Stehen rankommst.

Für die Wetterbedingungen solltest du auf das schlimmste Szenario vorbereitet sein: Eine ultraleichte Regenjacke (unter 200g), Überschuhe, lange Fingerhandschuhe und eine Mütze gehören zur Grundausstattung. Temperaturen können von 35°C in den italienischen Tälern bis zu -5°C auf den Gipfeln reichen – oft am selben Tag.

Training und Vorbereitung: Was die Erfolgreichen anders machen

Die häufigste Fehleinschätzung bei der Three Peaks Vorbereitung ist der Glaube, dass pure Ausdauer ausreicht. Erfolgreiche Finisher erzählen eine andere Geschichte: Sie trainieren gezielt die Fähigkeit, nach 8+ Stunden intensiver Belastung noch explosive Kraft für steile Rampen zu haben.

Konkrete Trainingsempfehlungen von Finishern: Mindestens 400-500 Kilometer pro Woche über 12-16 Wochen, mit wöchentlich 4.000-6.000 Höhenmetern. Periodisiertes Training macht den Entscheidungsunterschied. Während die Grundlagenausdauer natürlich wichtig bleibt, musst du spezifische Fähigkeiten entwickeln: Bergsprints nach langen Ausfahrten, Intervalle in unterschiedlichen Höhenlagen, und vor allem die mentale Gewöhnung an ständig wechselnde Belastungen.

Ein bewährtes Trainingssystem: Jeden Samstag eine 200+ Kilometer Einheit mit mindestens 3.000 Höhenmetern, gefolgt von Bergsprints am Sonntag. Dein Körper lernt so, auch bei vorermüdeten Beinen noch Leistung auf steilen Rampen zu bringen – genau wie du es am Renntag brauchst.

Ein Geheimtipp erfahrener Three-Peaks-Teilnehmer: Trainiere bewusst mit leichtem Gepäck. Auch wenn du beim Rennen minimal packst, simuliert ein 3-4 Kilogramm schweres Setup die später auftretende Erschöpfung. Dein Körper lernt so, auch unter suboptimalen Bedingungen effizient zu arbeiten.

Die Ernährungsstrategie beginnt nicht erst am Renntag, sondern Wochen vorher. Dein Verdauungssystem muss lernen, auch unter extremer Belastung und in dünner Luft zu funktionieren. Teste verschiedene Nahrungsmittel und deren Wirkung in unterschiedlichen Höhenlagen – was auf Meereshöhe funktioniert, kann auf 2.500 Metern völlig anders wirken.

Der Tag der Wahrheit: Rennstrategie für alle drei Giganten

Am Renntag offenbart sich die Wahrheit über deine Vorbereitung. Während sich die Masse der Teilnehmer am Glockner übernimmt, fahren die Profis eine fast langweilig wirkende, gleichmäßige Pace. Sie wissen: Das Three Peaks Race gewinnt man nicht am ersten Pass – man verliert es dort.

Das Three Peaks ist ein self-supported Race – außer an den offiziellen Checkpoints darfst du keine externe Hilfe annehmen. Mechanische Pannen musst du selbst beheben, Verpflegung selbst organisieren. Diese Regel verstärkt die Bedeutung der richtigen Ausrüstungswahl und mentalen Vorbereitung zusätzlich.

Die Schlüsselmomente kommen später. Am Timmelsjoch, wenn die ersten Fahrer bereits am Limit sind und die Höhe ihren Tribut fordert. Hier separiert sich das Feld endgültig. Wer bis hierhin seine Kräfte gut eingeteilt hat, kann jetzt den entscheidenden Move machen.

Der Passo Stelvio ist dann nur noch Psychologie. Die Beine sind bei allen leer, der Unterschied liegt in der mentalen Stärke. Hier zahlt sich jeder Trainingskilometer aus, jede bewusst durchgestandene Schmerzgrenze im Training.

Viele Finisher schwören auf ein simples Mantra für die letzten Kilometer: „Ein Pedaltritt nach dem anderen.“ Nicht mehr und nicht weniger. Das Three Peaks Race reduziert dich am Ende auf das Wesentliche – die pure Entscheidung, weiterzumachen oder aufzugeben.

Recovery und Nach dem Rennen: Was jeder Teilnehmer wissen sollte

Die Belastung durch das Three Peaks hinterlässt tiefe Spuren im Organismus. Erfolgreiche Finisher planen bewusst eine 2-3 wöchige Regenerationsphase ein, in der nur lockere Bewegung auf dem Programm steht. Viele unterschätzen die metabolische Erschöpfung – dein Körper kann nach 15+ Stunden extremer Belastung bis zu zwei Wochen brauchen, um die Glykogenspeicher vollständig aufzufüllen.

Unmittelbar nach dem Finish ist professionelle Nachbetreuung entscheidend: Viele Teilnehmer leiden unter Dehydration, Elektrolytmangel oder Unterzuckerung, ohne es bewusst wahrzunehmen. Die Rennorganisation stellt medizinische Betreuung, aber du solltest auch selbst auf die Warnsignale achten: anhaltende Übelkeit, Schwindel oder Orientierungslosigkeit sind ernst zu nehmende Symptome.

Langfristig berichten viele Three-Peaks-Veteranen von einer gesteigerten mentalen Widerstandsfähigkeit – wer diese 528 Kilometer und drei Giganten der Alpen bezwungen hat, dem erscheinen andere Herausforderungen des Lebens plötzlich bewältigbar. Denn am Ende entscheidet nicht nur deine Fitness über den Erfolg, sondern auch das Vertrauen in deine Ausrüstung, wenn jedes Gramm und jeder Handgriff zählt.

Bereit für deine eigene Three Peaks Challenge? Die richtige Vorbereitung und Ausrüstung sind der Schlüssel zum Erfolg in diesem ultimativen Test für Körper und Geist.

Von Matthias Hensel

Matthias Hensel Gründer Bikepacking

Matthias ist der Gründer vom Bike-Packing Shop. Aus Leidenschaft für Radreisen und minimalistisches Reisen hat er den Shop gegründet, um Radfahrern die beste Auswahl an Bikepacking- und Fahrradzubehör zu bieten. Mit viel Erfahrung auf Tour achtet er darauf, nur durchdachte, zuverlässige und praxiserprobte Produkte ins Sortiment aufzunehmen.